En termes de multilinguisme, on évoque en priorité les trois langues officielles à l’OFS: le français, l’allemand et l’italien.
Répartition selon la langue
Mais savez-vous que deux collaborateurs – officiellement enregistrés en tant que germanophones – sont romanches?
Sarah Kolly, déléguée au plurilinguisme, les a interviewés et nous invite à découvrir leur rapport avec notre quatrième langue nationale.
Mehrere rätoromanische Idiome – eine gemeinsame Schriftsprache
Im Graubünden werden fünf verschiedene Idiome gesprochen und geschrieben: Sursilvan, Sutsilvan, Surmiran, Putér, Vallader. Vor 40-50 Jahren wurde eine gemeinsame Schriftsprache namens «Rumantsch Grischun» entwickelt, die der Stärkung des Rätoromanischen dient. Es gibt in diesem Sinne keine Personen, die Rumantsch Grischun als Erstsprache haben; die Bündnerinnen und Bündner des rätoromanischen Gebiets sprechen jeweils ein oder mehrere der fünf erwähnten Idiome.
«La Rumantschia è in’unitad – nus stuain tegnair ensemen!»
Interview mit Clau Dermont, Politologe in der Sektion POKU
Clau: rätoromanische Version von Klaus
Dermont: Nachname aus dem Dorf Rueun, aus dem Dorf stammen beispielsweise Familien mit den Nachnamen Cadalbert, Dermont oder Tschuor. Im Sursilvan gibt es insbesondere viele Nachnamen, die mit «Ca» beginnen und mit dem Vornamen des (damaligen) Familienoberhaupt enden; das Ca steht für Casa. Beispiele: Cajacob: Casa da Jacob, Cadalbert: Casa d’Albert, Cavigelli: Casa dil Vigelli
Clau Dermont, Sie sind eine der zwei Personen, die im BFS zur Rätoromanischen Sprachgemeinschaft gehören, wo sind Sie aufgewachsen?
In einem kleinen Dorf namens Rueun, das existiert heute nicht mehr als politische Gemeinde, sondern gehört zu Ilanz/Glion. Es gehört zur Surselva. Im Dorf sprach man Romontsch, das Idiom Sursilvan. Zuhause und draussen mit den Kollegen haben wir ausschliesslich Sursilvan gesprochen. In meiner Familie hat man dem Sprachgebrauch hohe Beachtung geschenkt. Man hat zum Beispiel aufgepasst, dass möglichst keine deutschen Wörter ins Romontsch einfliessen.
Welche ist Ihre Muttersprache? Welche Sprachen und Dialekte sprechen Sie?
Meine Muttersprache ist das Idiom Sursilvan. Ich schreibe in Sursilvan und Rumantsch Grischun. Ich verstehe die vier anderen Idiome des Rumantsch passiv.
Ich spreche Deutsch, Englisch, Französisch und habe Anfangskenntnisse des Italienischen. Als Basis ist Rumantsch sehr interessant. Als Rumantsch lernt man früh Fremdsprachen – und dadurch lernt man sie viel einfacher, insbesondere lateinische Sprachen.
In welchen Sprachen wurden Sie unterrichtet?
In der Primarschule wurde ich in Romontsch Sursilvan unterrichtet. Alle Lehrmittel waren in Sursilvan. Deutsch habe ich dann als erste Fremdsprache in der Schule gelernt. Später bin ich ins Gymnasium, bzw. die Kantonsschule eingetreten und habe die zweisprachige Maturität Rumantsch/Deutsch abgeschlossen. Da habe ich auch die Standardsprache Rumantsch Grischun gelernt. Anschliessend habe ich in Bern Politikwissenschaft studiert und promoviert.
Mit dem Italienischen an sich kam ich unregelmässig in Kontakt; aber es gab an der Kantonsschule italienischsprachige Klassen. In den Pausen wurde nicht das Hochitalienisch, sondern die Südbündner Dialekte Bregajot und Pus’ciavin gesprochen. Als Rumantsch versteht man diese beiden Varietäten schon sehr gut. Ich hatte jedoch nie Italienischunterricht bevor ich zum BFS kam.
Wie ist es mit dem Rumantsch Grischun? Ich dachte, dass diese Varietät für den Schulunterricht gedacht war?
Es ist ein Ansatz, eine gemeinsame Schrift- und Standardsprache zu haben, mit dem Ziel, mehr rätoromanische Texte zu haben, die einer grössere Anzahl Personen zugänglich sind. Die vielen Idiome für eine so kleine Population von Sprechenden ist meines Erachtens langfristig nicht sehr zielführend. Das Rumantsch Grischun ist als Schriftsprache gedacht und figuriert nicht als Sprechsprache – und in Sachen Schriftsprache befürworte ich es ganz klar. Die Rumantschia ist ein Ganzes; wir müssen zusammenhalten. Zu diesem Zweck, d.h. für die Stärkung der Gemeinschaft ist das Rumantsch Grischun schlicht notwendig. Man wird nicht noch jahrelang fünf verschiedene Mathebücher, fünf Geschichtsbücher etc. produzieren und unterhalten können. Man soll ein Buch haben, dass dafür auch qualitativ sehr gut ist, und nicht verzögert nach der deutsch- und italienischsprachigen Version auch noch übersetzt wird. In den letzten Jahren wurde Rumantsch Grischun jedoch aus den Schulen wieder verbannt. Eine Vision für die Zukunft der Rumantschia gibt es aktuell noch nicht.
Sind Sie stolz, Rätoromanisch zu sprechen? Man kann nicht wählen, wo man geboren wird. Ich habe Freude an der Sprache, der Kultur, der Geschichte, und ich lebe diese Aspekte auch gerne.
Wie oft sprechen Sie heute Rätoromanisch? Was bedeutet Ihnen die Förderung der Mehrsprachigkeit?
Ich spreche so häufig wie möglich Rumantsch. Ich spreche es mit der Familie, die noch im Graubünden lebt. Ich spreche es auch mit Freunden – es gibt viele rumantschas e rumantschs, die in Bern leben. Zudem bin ich Mitglied von Vereinen, die sich fürs die Sprache und Kultur einsetzen. Meine Freundin lernt Romontsch Sursilvan; ich spreche es wirklich so häufig, wie möglich. Im BFS spreche ich vorwiegend Deutsch, aber auch Französisch.
Meines Erachtens ist Vielfalt ein enormer Mehrwert, den man nutzen sollte. Ich finde es schade, dass in der Schweiz oftmals das Englische dem Rumantsch vorgezogen wird – auch beim BFS und dem Bund. Wichtig ist natürlich, dass es auch täglich Inhalte in Rumantsch gibt – gerade Zeitung, Radio und Fernsehen sind ein wichtiger Beitrag, um die Sprache am Leben zu erhalten Der Bund und die SRG fördern das bewusst.
Sagen Sie mir bitte zum Abschluss einen schönen Satz auf Rätoromanisch.
Kein Satz, dafür ein Musiktipp: «Da mai se» da Pascal Gamboni, musica rumantscha d’anflar sin Youtube. Bien per las ureglias!
«Rumantsch, lungatg dalla mia unfanza»
Interview mit Christian Hutter, Politologe in der Sektion AES
Christian Hutter, Sie sind eine der zwei Personen, die im BFS zur Sprachgemeinschaft Rätoromanisch gehören, wo sind Sie aufgewachsen?
Ich bin im Dorf Tinizong, in der Gemeinde Surses im Graubünden als Kind von zwei Deutschschweizern aufgewachsen. Es gab viele Kinder, die wie ich zweisprachig (Rätoromanisch/Deutsch) aufgewachsen sind. Die Hauptsprache draussen im Dorf war aber ganz klar Rätoromanisch, in meinem Fall Surmiran.
Welche ist Ihre Muttersprache? Welche Sprachen und Dialekte sprechen Sie?
Zuhause sprachen wir Schweizerdeutsch und draussen unterhielt ich mich ausschliesslich in Surmiran, dem Idiom unseres Tals. Die anderen rätoromanischen Idiome (Sursilvan, Sutsilvan, Puter, Vallader) verstehe ich passiv. Heute ist das Französische in meinem beruflichen und privaten Alltag die wichtigste Sprache. Aufgrund der Ähnlichkeit mit dem Rätoromanischen spreche ich auch Hochitalienisch und verstehe die Ladinischen Idiome sowie die Bergeller und Leventiner Dialekte passiv. Zudem verstehe ich ziemlich gut Katalanisch, weil es in Sachen Melodie und Aussprache ebenfalls viele Ähnlichkeiten mit dem Rätoromanischen gibt. Schliesslich bin ich konversationssicher in Englisch und kann mich auch auf Spanisch verständigen.
In welchen Sprachen wurden Sie unterrichtet?
In der Primarschule war die Unterrichtssprache Surmiran, das Idiom unseres Tals.
Ab der 4. Klasse wurde Deutsch als erste Fremdsprache eingeführt.
In der Sekundarschule war die Unterrichtssprache dann Deutsch; als weitere Fremdsprachen wurden Französisch und Italienisch unterrichtet. In diesem Sinne kann man sagen, dass ein Rätoromane ab der Sekundarschule Kenntnisse aller vier Landessprachen der Schweiz hat.
Wie ist es mit dem Rumantsch Grischun? Ich dachte, dass diese Varietät für den Schulunterricht gedacht war?
Rumantsch Grischun wurde erst nach meiner Schulzeit als einheitliche Unterrichtssprache im rätoromanischen Teil des Graubündens in den Schulen eingesetzt. Viele Rätoromanen haben diese künstliche Hochsprache jedoch nie wirklich akzeptiert; ich würde sogar behaupten, dass ein Rätoromane lieber Deutsch als Rumantsch Grischun spricht. Zu meiner Zeit wurde tatsächlich ausschliesslich in unserem Idiom Surmiran unterrichtet. Es gab damals Lehrmittel und Grammatikbücher in allen rätoromanischen Idiomen. Die Literatur war jedoch relativ begrenzt. Im Surmiran gab es vor allem Schriften von einem Pfarrer, der in den 1960–1970 Jahren regionale Legenden gesammelt und aufgeschrieben hat.
Sind Sie stolz, Rätoromanisch zu sprechen?
Für mich war das Aufwachsen mit dem rätoromanischen Idiom und dem Deutschen eine Chance. Das Rätoromanische hat mir als Grundstock gedient, um lateinische Sprachen zu lernen. Es hat mich geprägt. Ich bin stolz auf die Einzigartigkeit meiner Sprache, es ist toll, eine Minderheitensprache zu beherrschen; sie hat mir viele (Sprach)-Welten eröffnet. Ich würde sagen, ich bin vor allem stolz, mehrsprachig zu sein.
Wie oft sprechen Sie heute Rätoromanisch? Was bedeutet Ihnen die Förderung der Mehrsprachigkeit?
Ich benutze das Rätoromanische seit 20 Jahren kaum mehr aktiv; komme aber über Medien und soziale Netzwerke wie Facebook immer wieder damit in Kontakt. Das Rätoromanische liegt mir immer noch sehr am Herzen, da es die Sprache meiner Kindheit ist. Ich bin im Allgemeinen ganz klar für die Förderung der Kulturvielfalt und insbesondere dafür, dass man die rätischen Idiome vor dem Aussterben schützt. Jedoch sollte das Rätoromanische nicht als Mittel zur Abschottung vor den anderen Sprachgemeinschaften dienen – denn meines Erachtens wäre dies völlig kontraproduktiv und würde den Anfang vom Ende für die rätischen Idiome bedeuten.
Sagen Sie mir bitte zum Abschluss einen schönen Satz auf Rätoromanisch.
Tgi tgi sò rumantsch, sò daple! (Wer Rätoromanisch kann, kann mehr!)